Von geärgerten Mimosen, Kokosnusssirup, Rotkraut, ausgefallenen Zähnen und Folkloretänzen

Hallo Ihr Lieben,

ich weiß, wir haben lange nichts mehr von uns hören lassen. Das ändert sich JETZT.

Also der Reihe nach:

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Letzten Sonnabend haben wir eine Bootstour auf dem Nachbarfluss und dem Zimtkanal gemacht. Der war sehr schön, wir haben viele Warane und einige schöne Pflanzen bestaunen dürfen. Leider sind wir erst gegen 09.30 Uhr losgefahren, sodass wir schnell schweißnass waren, weil es spätestens ab 10.00 Uhr hier mindestens 30 Grad sind. Wir hatten übrigens ein Motorboot, mussten uns also nur schippern lassen.

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Bei diesem Bootsausflug hatten wir einen Landgang, den Nike mit bloßen Füßen bestritt, obwohl unser Bootsführer Lukas (ein fließend deutsch sprechender Singhalese) meinte, wir sollen Schuhe anziehen. Als sie dann gepikst wurde, wusste sie auch, warum. Der Boden war mit Mimosen bedeckt und die stechen wohl, wenn man drauftritt. Also hat ihre schlaue Mutter erklärt, was Mimosen sind, was die so alles können und ihr ihre Latschen gegeben. Nach diesem Erkenntnissgewinn ärgerte dann Nike ihrerseits die Mimosen, um sich zu rächen. Das machte ihr so großen Spaß, dass sie sich dem eigentlichen Grund des Landganges komplett verweigerte. Uns wurde nämlich gezeigt, wie man Kokosnusssirup (Toddy) herstellt. Dazu klettert ein Lebensmüder die Palmen hoch, bindet die Blüten fest zusammen und hämmert dann jeden Tag zwei Mal auf die armen verpackten Blüten ein, die dann als Reaktion den Sirup rausrückt. Dieser wurde uns auch sofort serviert, aber so lecker war das Ganze nicht und den Alkohol (Gehalt lag bei 5%) hat der ungeübte Gaumen auch geschmeckt. Es gab jedoch genügend Freiwillige, die bereitwillig die Reste tranken, also ging nichts verloren.

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Der Anteil der Bienen/Fliegen/Insekten war höher als 5% ;) – und es ist wirklich gewöhnungsbedürftig.

Am Sonntag haben wir zu neunt einen Ausflug auf den Wochenendmarkt gemacht. Der Ausflug hätte sicher sehr schön werden können, war es aber nicht, weil unser Guide komplett überfordert war. Er hat uns eigentlich nur hinter sich hergezehrt, keine Zeit zum Erkunden gegeben und am Ende waren wir schweißnass, gestresst und keiner hatte etwas kaufen können. Klar, wir haben im örtlichen Supermarkt ein bisschen geshoppt, aber eigentlich wollten wir über verschiedene Märkte schlendern, das Leben beobachten, uns vielleicht auch einige völlig überteuerte Gewürze aufschwatzen lassen. Ging alles nicht, erst wenn wir wieder im Auto saßen, konnte der Guide entspannen.

Deswegen hier auch keine Fotos.

Am Montag begann unser großer Ausflug. Wir starteten mit dem Besuch des Elefantenwaisenhauses in Pinnawala. Dort sahen wir uns erst die Fütterung von 4 Waisenbabys an und konnten diese auch anfassen. Jetzt wissen wir, wie sich so ein Elefant anfühlt. Extrem rau und die süßen Flaumhärchen auf dem Kopf sind in Wahrheit eher so piksig wie Besenborsten. Anschließend wurde die Herde zum Fluss getrieben, um darin zu baden. Wir wurden im gleichen Atemzug von unserem Guide (Goldie) in ein Luxushotel direkt am Fluss getrieben, um auf der dortigen Terrasse dem Schauspiel beizuwohnen. Nicht ohne den Hinweis zu erhalten, wir müssten auch etwas bestellen. Mich hat in diesem Moment die Panik erfasst, dass wir uns das nicht leisten können. Wir hatten nur etwa 10.000 Rupien mit (etwa 60 €) mit, wer weiß schon, wie teuer das Ganze werden würde. Zwei Cola und ein Wassermelonensaft später zahlten wir lediglich 1.000 Rupien, also sind wir am finanziellen Fiasko knapp vorbeigeschlittert.

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Nach dem Elefantenhaus gings in den Gewürzgarten. Der war an sich nicht schlecht. Unser Begleiter, einem Mitarbeiter des Gewürzgartens, hatte nur keine rechte Freude an uns. Wir erkannten Muskatnuss, frühzeitig abgefallene Kokosnuss, Kaffee und Mimosen problemlos. Maf beeindruckte mit dem schon vorhandenen Wissen über Pfeffer und als uns der arme Mann schließlich ein weiteres Gewürz zum Erkennen unter die Nase hielt, brüllte Nike plötzlich “ROTKRAUT”. Natürlich handelte es sich um Nelken.  Alle zu erschnupperten Kräuter sammelte unser Kneipp-Kräuterwichtel in einem Blatt, später in einer Serviette und schnupperte noch stundenlang daran. Selbst Goldie musste riechen.

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Anschließend ging es in den Zahntempel von Kandy, der einen Eckzahn von Buddha beherbergt. Leider kann ihn keiner sehen, also ist es wie überall, Glaube ist nicht Wissen. Der Zahntempel war eine harte Prüfung. Auch hier hatten wir einen deutschsprachigen Führer, der uns zuerst einmal erklärte, dass man nur barfuß Zutritt bekommt. Kein Problem, wir haben hier inzwischen an fast jedem Ort unsere Schuhe ausgezogen. ABER: Um in den Tempel zu kommen, muss man ziemlich lange noch auf schwarzen Granitplatten laufen. Und die sind extrem aufgeheizt gewesen (Zur Erinnerung: Es waren etwa 35 Grad Lufttemperatur, also hatten die Wege vielleicht 50 Grad). Ich bin noch nie so schnell in ein Gotteshaus gerannt und hab auch noch nie so viel Erleichterung gespürt, als ich erst mal drin war. Leider war der Führer wieder ein Drängler. Der Tempel war wirklich schön und es hätte ein bisschen mehr Zeit gebraucht, um ihn ganz auf sich wirken zu lassen.

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Anschließend gings ins Hotel. Das hatte unser Bungalow-Gastfahrer gebucht. Es hatte definitiv seine besten Jahre vor mindestens 20 Jahren. Uns wurde ein Zweibettzimmer zugewiesen und unsere Maus fand das toll, weil sie sich aus den vorhandenen Stühlen und Decken ein eigenes Schlafgemach bastelte. Das ist überhaupt das Schöne an Nike. Wir können hinkommen wo wir wollen, sie findet es toll, spannend und schön. Sie nörgelt nicht, sie sieht immer erst die guten Seiten und aus dem Rest bastelt sie sich auch noch was Schönes. Beeindruckend und übernehmenswert! Wir haben dann nach dem Abendbrot doch noch ein Dreibett-Zimmer bekommen, was zu Tränen bei der Maus führte, ihre ganze Errungenschaft futsch.

Nach einer kurzen Pause gings zum kulturellen Abendprogramm – Kandy-Tänze. Eine Truppe aus 6 Trommlern (etwa einer von ihnen hatte Freude an diesem Folkloreprogramm) und jeweils 6 Tänzerinnen und Tänzer zeigten uns Tänze, die Fruchtbarkeit bringen, Dämonen vertreiben oder das Verhalten von Elefanten, Pfauen und Schmetterlingen verdeutlichen sollten. Ich sag euch : Sollte mir je in Deutschland ein Tourist aus Sri Lanka begegnen, fessel ich ihn und er muss sich eine Stunde lang einen Schuhplattler anschauen. Oder die Krönung der Kartoffelkönigin oder eine Aufführung von Faust 1 und 2 im Theaterspektakel der Kulturarena in Jena.

Leider habe ich zu diesem Ereignis meine Kamera nicht mitgenommen und die Fotos/Videos von Nike sind etwas unansehnlich geworden.

Am nächsten Tag war unser erster Stopp im Botanischen Garten in Kandy. Sehr schön. Er bot unzählige Möglichkeiten für Maf, Makroaufnahmen von Pflanzen zu machen. Sollte er meinen Beitrag lesen bevor er ihn freigibt, kann es euch leider passieren, dass ihr gleich im Anschluss was über sein trauriges Objektiv lesen müsst. Gern dürft ihr dafür einen Kommentar mit Mitleid hinterlassen, obwohl: Ihr hattet ja auch keines, als ich einen blauen Zeh hatte. Ja, der tat lange weh. Matthias: Ich deute deinen Kommentar als intensives Mitgefühl, sonst hätte keiner adäquat reagiert und das wäre im Anbetracht meiner schlimmen Verletzung wirklich schwach. Also: Mafs Objektiv war nicht lang genug oder zu kurz oder die Blumen haben sich weggeduckt, keine Ahnung.

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Nunja, hier also ein kurzer Abriss warum ich mein Standartobjektiv nicht gut für Makroaufnahmen finde: 1. Naheinstellgrenze bei 45cm – näher komme ich nicht ran, ist blöd, da somit nichts richtig groß (griechisch Makro) wird, 2. Anfangsblende 4.0, könnte besser sein 3. Kleinste Blende 22 – wenig Tiefenschärfe bei Nahaufnahme. Leider habe ich noch kein besseres Objektiv gefunden :(.

So. Nach dem botanischen Garten fing die Folter an. Wir sind von Kandy nach Nuwara Eliya mit dem Zug gefahren, erste Klasse. Soll eine der schönsten Strecken weltweit sein. Wäre möglich, ABER: wir mussten diese Strecke von Luftlinie 40 km in 3 Stunden rückwärts ertragen, der Zug fuhr nicht sondern hopste die ganze Zeit und die Ventilatoren pusteten uns ständig die Luft ins Gesicht. Wenn ich daran denke, dass wir zu unserem letzten Stopp in Mirissa auch noch mal mit dem Zug fahren wollen, wird mir jetzt schon übel. Machen wirs kurz: Wir kamen an, die Stadt Nuwara Eliya ist wunderschön und weil sie auf fast 2000 Metern Höhe liegt, brauchten wir -> unsere Strümpfe! Ja, gut dass ich daran gedacht habe! Es war saukalt, am Abend wohl noch 20 Grad, in der Nacht nur 12. Macht mal jemand die Heizung an? Wir haben gefroren! Auf 2000 Metern Höhe liegt hier kein Schnee, es wachsen hier die wunderbarsten Blumen, Cannas, um die Opa Lade in seinem Garten so ringt, Callas, die Oma Eisenberg langsam als Unkraut begreift, Wandelröschen, die wir schon in Spanien bestaunt haben, die aber nun mal nicht winterhart sind und deshalb nicht zum Pflegekonzept unseres Gartens passen. Sensationell. Und daneben eben Tee.

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Also gings am nächsten Morgen zu einer Teefabrik. Schon während der Zugfahrt hatten wir die oftmals sehr bunt angezogenen Teepflückerinnen bestaunt, nun kamen wir auch nicht näher ran, weil wir mal wieder eine spezielle Führung erhielten, diesmal durch die Fabrik. In einem Affenzahn. Aber überall roch es gut. Dann fuhren wir endlich in mehreren Stunden mit Goldie wieder nach Hause. Er war ein toller Fahrer und sehr verständnisvoller Guide. Bei jeder sich lohnenden Gelegenheit ließ er uns Fotos machen, Nike schenkte er zum Abschied einen Blumenstrauß und ich werde mich wohl noch lange daran erinnern, dass mich mal jemand 3 volle Tage als Madame bezeichnete. Ja, nicht Klugscheißer, Trulla oder Mama, Madame war es. Ich glaube Maf war Sir oder Gentleman und Nike ist schon die ganze Asienzeit über Baby.

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Freut euch auf morgen, wir haben jetzt genug Material für einen Sri Lanka Quiz ;)

2 Kommentare

  1. mad

    Danke für den schön ausführlichen Bericht! Wenn ich mir die Fotos so anschaue hab ich das Gefühl, ihr seid die ganze Zeit nur auf Golfplätzen unterwegs.

    Das schnelle “durchschieben” durch den Tempel mag damit begründet sein, dass der Tempel ja eigentlich ein Ort zum Beten ist. Und wenn da die Touries (generell gesehen) die ganze Zeit nur gucken und staunen und ihr Karma verstreuen, ist das vielleicht nicht so schön für die Besucher des Tempels, die ihre Religion ausleben wollen. Oder die Führer wollen einfach noch ne Tour mehr am Tag schaffen und machen daher husch husch. Man weiss es nicht.

    Bin gespann auf weitere Abenteuer!

    PS: Mimosen sind doch die Pflanzen, die ihre Blätter bei Berührung zurückziehen, oder? Und die sind stachlig? Oder kitzeln die einfach nur?

  2. maf

    Die Touri-Guides wollen tatsächlich Durchsatz machen. Unser Fahrer/Guide traute sich nicht zu zu sagen, dass er uns führen wird, denn dann hätte er beim nächsten Mal Probleme bekommen. Und je mehr Touren, desto mehr Geld. Aber je stressiger das Durchgeschiebe, desto weniger Trinkgeld ;)

    Ja, die Mimosen falten die Blätter zusammen und scheinen etwas stachlig sein – ich hatte Schuhe an ;)

    Ach ja, Golfplätze habe ich bisher nur einen gesehen ;)

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